Raumgestaltung für herausforderndes Verhalten: Ein systematischer Ansatz zur Verbesserung des Wohlbefindens

Raumgestaltung für herausforderndes Verhalten: Ein systematischer Ansatz zur Verbesserung des Wohlbefindens

In der Raumgestaltung für Personen mit besonderen Bedürfnissen, wie zum Beispiel aggressivem Verhalten oder für jene, die ihre Bedürfnisse und Vorlieben nicht adäquat kommunizieren können, ist ein einfühlsamer und individuell angepasster Ansatz entscheidend.

Dabei spielt die Erfüllung individueller Bedürfnisse eine zentrale Rolle. Ein tiefes Verständnis und ein proaktiver Umgang mit diesen Bedürfnissen können nicht nur das Wohlbefinden der Menschen erheblich verbessern, sondern auch herausforderndem Verhalten signifikant entgegenwirken. (G. Theunissen, Geistige Behinderung und Verhaltensauffälligkeiten, 7. Auflage 2021, S.65ff.)

Nur wie kann das tatsächlich gelingen? Es ist leicht zu sagen, man gestaltet den Raum nach den Bedürfnissen der Menschen, jedoch zeigt sich ja oft herausforderndes Verhalten bei Menschen, die ihre Bedürfnisse nicht oder nicht verständlich äußern können. Man kann das herausfordernde Verhalten oft als sozial inadäquate Reaktion verstehen auf das Unverständnis der Umwelt hinsichtlich der eigenen Bedürfnisse. Um Räume so zu gestalten, dass sie den individuellen Bedürfnissen und Vorlieben entsprechen, Wohlergehen erzeugen und adäquates Verhalten unterstützen, ist besonders bei Menschen, die ihre Bedürfnisse nicht klar äußern können, ein tiefgehendes Verständnis ihrer individuellen Signale und Kommunikationsweisen erforderlich.

Vor dieser gewaltigen Herausforderung stehen Eltern und Assistenten von Menschen, die herausforderndes Verhalten zeigen gleichermaßen.

Durch systematische Beobachtung gezielter Veränderung des Raumes durch eine Abfolge selektiver Reize können wir individuelles Verhalten, Vorlieben und Abneigungen genau erfassen, dokumentieren und analysieren. Diese Methode ermöglicht es uns, tiefe Erkenntnisse zur Person zu gewinnen und damit eine Umgebung zu schaffen, die:

> individuell angepasst und empathisch ist,
> den Vorlieben und Bedürfnissen der Person so gut wie möglich entspricht,
> positive Verhaltensweisen fördert,
> sowie herausforderndes Verhalten abbaut.

Wir freuen uns darauf, Sie bei diesem Schritt bald mit unserem neuen Produkt, „SensioKit – Der heilpädagogische Materialkoffer zur individuellen Raumgestaltung“ zu unterstützen. Dieses essenzielle Werkzeug ist für Fachpersonal in sozialen Einrichtungen sowie für Angehörige konzipiert, um Räume für Menschen mit Behinderungen optimal zu gestalten. Mit gezielt ausgewählten Materialien in verschiedenen Farben, Formen und Stoffen erleichtert der Koffer die genaue Beobachtung individueller Vorlieben und Bedürfnisse. Er dient der Schaffung eines maßgeschneiderten, empathischen Umfelds, fördert positive Verhaltensweisen und hilft, herausforderndes Verhalten zu mindern. Weitere Informationen zu diesem maßgeschneiderten heilpädagogischen Instrument folgen in Kürze.

In unserem ganzheitlichen Ansatz zur pädagogischen Raumgestaltung für Menschen mit Behinderung bildet der hier beschriebene Expertentipp einen wesentlichen Schritt. Basierend auf unserer Fachexpertise und langjährigen beruflichen Erfahrung in sozialen Einrichtungen besonders der Behindertenhilfe sowie zahlreichen präzisen Beobachtungen haben wir drei fundamentale Bausteine identifiziert, die essenziell sind, um Einrichtungen dabei zu unterstützen, optimale Räume zu schaffen:

1. RAUMBEWUSSTSEIN & MOTIVATION: Die Sensibilisierung für die Wichtigkeit des Raumes und die Motivation, diesen bestmöglich zu nutzen.

2. INTERDISZIPLINÄRE FACHKOMPETENZ: Eine Kombination verschiedener Fachkenntnisse, die neben spezifischem Wissen über pädagogische Raumgestaltung auch praktische Schritte zur Umsetzung umfasst. Innerhalb dieses Bausteins werden sieben Handlungsschritte definiert, die zu effizienten und qualitativ hochwertigen Raumkonzepten führen.

3. STRUKTURELLE RAHMENBEDINGUNGEN: Die Notwendigkeit, dass strukturelle Gegebenheiten und Rahmenbedingungen die pädagogische Raumgestaltung unterstützen und ermöglichen sowie effektive Methoden hierfür.

Die systematische Beobachtung, um individuelle Vorlieben der Klienten zu identifizieren, ist Teil der interdisziplinären Fachkompetenz. Dieser Schritt ist entscheidend, da er zu einer detaillierten Personenbeschreibung führt, welche die Basis für die maßgeschneiderte Gestaltung des pädagogischen Raums bildet. Dieser spezifische Expertentipp fügt sich nahtlos in unser umfassendes Konzept ein und zeigt exemplarisch, wie durch fokussierte Beobachtung ein tieferes Verständnis für die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung gewonnen wird, um so Räume zu schaffen, die nicht nur funktionell sind, sondern auch das Wohlbefinden und die Entwicklung ihrer Nutzer fördern.

Ziel ist es, eine harmonische Atmosphäre zu schaffen, die präzise auf die spezifischen Bedürfnisse jedes Einzelnen abgestimmt ist. Durch diese gezielte Anpassung kann der Raum so gestaltet werden, dass er Verhaltensherausforderungen nicht nur begegnet, sondern diese proaktiv mindert. Die Berücksichtigung individueller Vorlieben und Anforderungen in der Raumgestaltung ist somit ein wesentlicher Schritt, um eine Umgebung zu erschaffen, die zur positiven Entwicklung und zum Wohlbefinden der Nutzer beiträgt.


Handlungskonzept

Der erste Schritt zur Gestaltung von Räumen für Personen mit besonderen Bedürfnissen konzentriert sich auf die detaillierte Beschreibung der Person und der somit erforderlichen systematischen Beobachtung.

Die Beobachtung ist bekanntlich eines der wichtigsten Handwerkszeuge der Heilpädagogik. Sie ist in diesem Kontext von besonderer Bedeutung und muss möglichst nuanciert, detailliert und mit dem Bewusstsein hinsichtlich der bekannten Beobachtungsfehler stattfinden. Für eine gelungene Beobachtung ist es wichtig, dass sich der Beobachter frei von Voreingenommenheit und Dogmen macht.

Die Beobachtungsphase gibt zugleich die Möglichkeit sich in den Klienten hineinzuversetzen und verborgene Stressoren zu erkennen: Die blendende Lampe am Lieblingsplatz? Der lautstarke Mitbewohner am Nebentisch? All diese Aspekte, die Assistenten oft verborgen bleiben fallen bei einer bewussten und konzentrierten Beobachtung viel schneller und klarer auf.

Ziel ist es, ein klares Bild von den individuellen Präferenzen und Abneigungen des Klienten zu erhalten um diese dann gezielt in die Raumplanung einfließen zu lassen. 

Schritt 1: Einführung in die systematische Beobachtung

Wir freuen uns darauf, Sie bei diesem Schritt bald mit unserem neuen Produkt, „SensioKit – Der heilpädagogische Materialkoffer zur individuellen Raumgestaltung“ zu unterstützen.

Beginnen Sie, indem Sie Objekte verschiedener Farben im Raum platzieren, beispielsweise Gegenstände in Gelb und in einer anderen Farbe. Beobachten Sie, wie er oder sie darauf reagiert. Dokumentieren Sie sorgfältig, wie und wann die Bewohner mit diesen Gegenständen interagieren und welche Objekte bevorzugt werden. Diese Phase ist entscheidend, um die Grundlage für eine gezielte Anpassung der Umgebung zu schaffen, die der Person entspricht und dessen Wohlbefinden unterstützt. Durch diesen Schritt gewinnen wir wertvolle Einblicke, die es uns ermöglichen, eine individuell angepasste und empathische Umgebung zu schaffen, die direkt auf die Bedürfnisse der Bewohner abgestimmt ist.

Schritt 2: Variation der Objekteigenschaften

Nachdem Sie die Farbpräferenzen ermittelt haben, experimentieren Sie mit Gegenständen unterschiedlicher Textur, Größe, Härte und Form. Zum Beispiel könnten weiche und harte, sowie kleine und große Objekte verwendet werden. Dokumentieren Sie erneut die Interaktionen des Klienten mit diesen Gegenständen, für Ihre spätere Analyse.

Legen Sie Ihre Beobachtungen zur Dokumentation am besten im dafür vorgesehenen Workbook von „Raumgestaltung mit Effekt“ ab. (https://raumgestaltung-mit-effekt.de/workbook/) Das Workbook begleitet Sie außerdem systematisch und effektiv durch Ihre Raumplanung.

Schritt 3: Konfrontation mit verschiedenen Themen

Nachdem die individuellen Farb- und Objektpräferenzen der Bewohner identifiziert wurden, besteht der nächste Schritt darin, die Personen mit verschiedenen Themen zu konfrontieren, um noch tiefere Einblicke in ihre Vorlieben und mögliche Interessen zu erhalten. Dies kann durch die Einführung thematisch unterschiedlicher Bereiche im Raum erfolgen, wie etwa Natur, Musik, Kunst oder Technologie.

Ziel ist es, die Reaktionen der Bewohner auf diese unterschiedlichen Stimuli zu beobachten und zu dokumentieren.

Drucken Sie hierfür einfach ein paar Bilder aus dem Internet aus, die sie z.B. bei Bildersuchmaschinen oder Plattformen für Lizenzfreie Bilder wie Pexels.com oder unsplash.com finden. In dieser Phase geht es noch nicht um Bild- und Druckqualität, sondern um das Gewinnen von Erkenntnissen. Experimentieren Sie wie der Nutzer sich mit normalen Ausdrucken auf Papier verhält und wie er sich mit laminiertem Material verhält. Nehmen Sie sich Zeit – probieren sie aus!

Durch die gezielte Auswahl von Themen, die potenziell das Interesse der Bewohner wecken könnten, und die Beobachtung ihrer Reaktionen, können weitere Anpassungen der Raumgestaltung vorgenommen werden, die nicht nur das physische Wohlbefinden, sondern auch die geistige und emotionale Stimulation fördern. Beispielsweise könnte ein Bereich mit musikalischen Instrumenten oder Bildern von Landschaften gestaltet werden, um zu sehen, welche dieser Umgebungen die Bewohner positiv stimuliert. Experimentieren Sie mit dem Einsatz von Themen aus der Biografie der Person. Vielleicht können Sie Bilder seiner früheren Umgebung ausfindig machen, Drucken Sie Landschaftsbilder dazu aus oder bitten Sie Angehörige um Fotos von Früher falls sie keine haben. Mit Geduld, Kreativität und aufmerksamer Beobachtung könne Sie hierbei zu sehr interessanten Erkenntnissen gelangen.

Es ist wichtig, die Beobachtungen sorgfältig zu dokumentieren und zu analysieren, um zu verstehen, welche Themen am meisten ansprechen. Diese Informationen sind entscheidend, um eine Umgebung zu schaffen, die nicht nur auf die grundlegenden Bedürfnisse eingeht, sondern auch die persönlichen Interessen und das Wohlbefinden der Bewohner berücksichtigt.

Schlussfolgerung:

Durch die systematische Beobachtung und Anpassung der Raumgestaltung können wir eine tiefere Verbindung zu Menschen mit besonderen Bedürfnissen herstellen. Dieser Ansatz ermöglicht es uns mal mehr – mal weniger Informationen zu erlangen über Vorlieben und Abneigungen von Klienten, die sonst ihre Bedürfnisse nur schwer ausdrücken können. So hat man die Chance individuell auf die Bedürfnisse, Interessen und Vorlieben der Bewohner einzugehen, selbst wenn diese sehr verschlossen sind oder wenig Rückmeldung geben.

Steht man zu Beginn der Aufgabe „Zimmergestaltung“ vor der Frage, wo man überhaupt anfangen kann, kann man mit diesem Expertentipp eventuell sagen, dass jemand Grün vorzieht sowie glatte Oberflächen gegenüber Flauschigem bevorzugt und positiv auf Bilder vom Bauernhof der Eltern reagiert. Diese Informationen helfen dann konkret bei der Auswahl der Möbel, denn für diese Person wird man keinen blauen Veloursessel kaufen, sondern eher den grünen Ledersessel auswählen.

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(https://raumgestaltung-mit-effekt.de/gratis-expertentipps/)

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